Wie die Illustrationen für KING FOR A DAY entstanden sind
Dieses Interview hat die Autorin des Buches, Rukhsana Khan, mit mir geführt.
RK: Christiane, woher hast du die Inspirationen für die Illustrationen bekommen?
CK: Ganz am Anfang, als ich dein Manuskript schon vom Verlag erhalten hatte, aber noch auf die endgültige Version wartete, ging ich mir eine Ausstellung im Metropolitan Museum of Art ansehen. Sie hieß "Wonder of the Age- Meister der indischen Miniaturmalerei von 1100 bis 1900".
Als ich aus ihr wieder herauskam, war ich ein anderer Mensch- es war, als stünde ich unter dem Einfluss von LSD. Ich fühlte einen derartigen Farbschwall in mir, ein solches Ausmaß an künstlerischen Möglichkeiten, solch ein Kribbeln von purer Lebensenergie!
Als Nächstes fand ich heraus, dass Lahore, die Stadt, in der deine Geschichte stattfindet, eins der Hauptzentren der indischen Miniaturmalerei während der Zeit der Mogulherrschaft war. Da wußte ich: Das ist es! Ich muss das ganze Buch im Stil der indischen Miniaturmalerei malen!
Zu der Zeit wusste ich noch sehr wenig über Pakistan. Ich hatte mal eine phantastische Mitbewohnerin aus Pakistan gehabt und stellte nun mit Bedauern fest, dass ich sie eigentlich nie richtig über ihre Herkunft ausgefragt hatte. Obwohl ich wusste, dass Indien und Pakistan 1947 geteilt worden waren und auch mehr als genug Bollywoodfilme gesehen hatte, die die Traumatik der Trennung zum Thema hatten, wusste ich sehr wenig über die eigentliche Geographie des Landes. Bevor ich deine Geschichte in die Hände bekam, wusste ich nicht einmal, dass Lahore überhaupt existiert. Und ich hatte keine Ahnung, dass Pakistan und Indien kulturell einander so ähnlich sind.
Aber je mehr ich recherchierte, desto mehr bekam ich das Gefühl, dass ich praktisch in Lahore lebte. Meine Vorstellungskraft fing endgültig Feuer, als ich von der Existenz der Altstadt von Lahore, der "Walled City" erfuhr. Dort gab es enge Gassen, die sprichwörtlich mittels von elektrischen Kabeln miteinander verwoben waren, Ziegen, Fahrräder, spindeldürre Katzen, Friseure, die mit ihren Kunden auf den Stufen politische Diskussionen führten, spielende Kinder und Risse im Putz von exquisiten Villen aus der Mogulzeit, Jahrhunderte alte Wände, die mit Werbeplakaten in Urdu- Kalligraphie beklebt waren... ich konnte mir regelrecht die Geräusche und Gerüche dieser Stadt vorstellen. Ich richtete mir dort virtuell mein Zuhause ein, zu dem ich gelingen konnte, wenn immer ich mich an meinen Schreibtisch in Brooklyn zur Arbeit setzte.
Jetzt wusste ich ganz genau, wo die Kinder in unserem Buch wohnen würden!
Dieses Interview hat die Autorin des Buches, Rukhsana Khan, mit mir geführt.
RK: Christiane, woher hast du die Inspirationen für die Illustrationen bekommen?
CK: Ganz am Anfang, als ich dein Manuskript schon vom Verlag erhalten hatte, aber noch auf die endgültige Version wartete, ging ich mir eine Ausstellung im Metropolitan Museum of Art ansehen. Sie hieß "Wonder of the Age- Meister der indischen Miniaturmalerei von 1100 bis 1900".
Als ich aus ihr wieder herauskam, war ich ein anderer Mensch- es war, als stünde ich unter dem Einfluss von LSD. Ich fühlte einen derartigen Farbschwall in mir, ein solches Ausmaß an künstlerischen Möglichkeiten, solch ein Kribbeln von purer Lebensenergie!
Als Nächstes fand ich heraus, dass Lahore, die Stadt, in der deine Geschichte stattfindet, eins der Hauptzentren der indischen Miniaturmalerei während der Zeit der Mogulherrschaft war. Da wußte ich: Das ist es! Ich muss das ganze Buch im Stil der indischen Miniaturmalerei malen!
Zu der Zeit wusste ich noch sehr wenig über Pakistan. Ich hatte mal eine phantastische Mitbewohnerin aus Pakistan gehabt und stellte nun mit Bedauern fest, dass ich sie eigentlich nie richtig über ihre Herkunft ausgefragt hatte. Obwohl ich wusste, dass Indien und Pakistan 1947 geteilt worden waren und auch mehr als genug Bollywoodfilme gesehen hatte, die die Traumatik der Trennung zum Thema hatten, wusste ich sehr wenig über die eigentliche Geographie des Landes. Bevor ich deine Geschichte in die Hände bekam, wusste ich nicht einmal, dass Lahore überhaupt existiert. Und ich hatte keine Ahnung, dass Pakistan und Indien kulturell einander so ähnlich sind.
Aber je mehr ich recherchierte, desto mehr bekam ich das Gefühl, dass ich praktisch in Lahore lebte. Meine Vorstellungskraft fing endgültig Feuer, als ich von der Existenz der Altstadt von Lahore, der "Walled City" erfuhr. Dort gab es enge Gassen, die sprichwörtlich mittels von elektrischen Kabeln miteinander verwoben waren, Ziegen, Fahrräder, spindeldürre Katzen, Friseure, die mit ihren Kunden auf den Stufen politische Diskussionen führten, spielende Kinder und Risse im Putz von exquisiten Villen aus der Mogulzeit, Jahrhunderte alte Wände, die mit Werbeplakaten in Urdu- Kalligraphie beklebt waren... ich konnte mir regelrecht die Geräusche und Gerüche dieser Stadt vorstellen. Ich richtete mir dort virtuell mein Zuhause ein, zu dem ich gelingen konnte, wenn immer ich mich an meinen Schreibtisch in Brooklyn zur Arbeit setzte.
Jetzt wusste ich ganz genau, wo die Kinder in unserem Buch wohnen würden!
Am Ende lud ich sogar einen Stattplan der Altstadt herunter und kalkulierte, wo in etwa unsere Kids leben müssten, damit sie von ihrem Dach aus eine gute Sicht auf die Badshahi Moschee haben, jenem architektonischen Wahrzeichen von Lahore, das im Mogulstil gebaut ist und das dem Taj Mahal so ähnlich sieht.
RK: Und wie hast du dann mit dem Buchdesign begonnen?
CK: Mein erster Eindruck, noch bevor ich die indische Miniaturausstellung im MET gesehen hatte, war überhaupt kein guter gewesen. Ich hatte auf youtube recherchiert, und wenn ich "Basant" eintippte, erschienen immer nur grieskörnige Amateurvideos von Machos auf flachen Dächern. Keine Frau, so weit das Auge reicht. Voll Zynismus dachte ich mir: "Das ist kein Nationalfeiertag- das ist ein Feiertag für Männer!"
Gleichzeitig weiß ich jedoch, wenn ein Projekt zu mir kommt, kommt es von einem höheren Ort.
Es ist ein Angebot an mich, tiefe Menschlichkeit sichtbar zu machen; eine Einladung, mich auf einen arbeitsintensiven, euphorischen Höhenflug zu begeben. Und ich wußte auch ganz genau, dass ich dieses Projekt zu etwas strahlend Schönem machen würde.
Endlich bekam ich das fertige Manuskript, mit dem ich arbeiten konnte.
Ich machte Bleistiftskizzen, und die Lektoren und ich diskutierten viele Veränderungsvorschläge, bevor ich zu guter letzt meine Mappen mit den farbigen Papieren hervorkramen konnte, um mit der eigentlichen Arbeit anzufangen.
Am Ende arbeitete ich doch nicht im Stil der indischen Miniaturmalerei, sondern in dem Collage-Stil, den ich bereits in meinen vorherigen Büchern entwickelt hatte. Mir war allerdings wichtig, dass sich Torbögen im Mogul-Stil wie ein roter Faden durch das ganze Buch zogen, ganz so wie in der indischen Miniaturmalerei und auch der typischen Altstadt-Architektur von Lahore. Es ist ein Designelement, das selbst schon auf der Titelseite des Buches und der Seite mit der Widmung beginnt. Um noch eine weitere Verbindung mit traditioneller Miniaturmalerei anzudeuten, habe ich auf einer Seite eine Vielzahl von drachensteigenden Kindern auf einem handgeschöpften, naturfarbenen Papier gezeichnet, das von seiner Konsistenz her dem Waschi- Papier, das in der indischen Miniaturmalerei verwendet wird, sehr ähnlich ist.
Natürlich ging ich nach Besichtigung der Ausstellung gleich zu "New York Central", dem Künstlerbedarfsladen in Manhattan, das über 3000 verschiedene Papiersorten führt und fragte nach Waschi-Papier. Aber so viele Künstler hatten nach der Ausstellung im MET Feuer gefangen, das es ausverkauft war. Der Verkäufer war von der Ausstellung im MET bestens informiert und erzählte mir, vor der Ausstellung habe niemand je nach dem Papier gefragt.
Das heutige Stadtbild von Lahore ist ziemlich beige, aber da die Geschichte in unserem Buch während einem lebensfrohen Fest stattfindet, wollte ich, dass jede einzelnen Seite des Buches ein farbiges Freudenfest wird- nicht nur die Seite, die den Höhepunkt darstellt, auf der Malik von scheinbar tausenden von bunten Drachen umringt ist. Da kam mir eine Idee: Ich ging los und streifte durch all die indischen und pakistanischen Stoffgeschäfte um die East 39th Street in Manhattan herum. Dort kaufte ich mir ein ganzes Arsenal von intensiv farbigen Stoffresten mit den berauschendsten indischen und pakistanischen Mustern.
Jetzt begann es, mir wirklich Spaß zu machen. Meine Arbeitsflächen verwandelten sich in hügelige, bunte Landschaften von Papieren, Stoffen und Fotos von pakistanischen Straßenszenen, ausgeschnittenen Figuren von gezeichneten Kindern, Tintenfässern, Pinseln und Bleistiften... und meiner Teekanne; die ist immer dabei. Keine Wand, keine Oberfläche gab es mehr, die nicht von irgendetwas pakistanischem oder seidenem oder mit Goldfaden durchwirktem bedeckt war. Der Mittelpunkt von allem war immer meine weiße Illustrationspappe, auf der alles zusammenkam. Dort schob ich die winzigsten Papierteile ohne Ende umher, bis sie ihren perfekten Platz gefunden hatten. Ich finde es schade, dass nur die Illustrationen ansich veröffentlicht worden sind und nicht all das farbige Chaos um sie herum, aus dem sie entstanden sind!
RK: Und wie hast du dann mit dem Buchdesign begonnen?
CK: Mein erster Eindruck, noch bevor ich die indische Miniaturausstellung im MET gesehen hatte, war überhaupt kein guter gewesen. Ich hatte auf youtube recherchiert, und wenn ich "Basant" eintippte, erschienen immer nur grieskörnige Amateurvideos von Machos auf flachen Dächern. Keine Frau, so weit das Auge reicht. Voll Zynismus dachte ich mir: "Das ist kein Nationalfeiertag- das ist ein Feiertag für Männer!"
Gleichzeitig weiß ich jedoch, wenn ein Projekt zu mir kommt, kommt es von einem höheren Ort.
Es ist ein Angebot an mich, tiefe Menschlichkeit sichtbar zu machen; eine Einladung, mich auf einen arbeitsintensiven, euphorischen Höhenflug zu begeben. Und ich wußte auch ganz genau, dass ich dieses Projekt zu etwas strahlend Schönem machen würde.
Endlich bekam ich das fertige Manuskript, mit dem ich arbeiten konnte.
Ich machte Bleistiftskizzen, und die Lektoren und ich diskutierten viele Veränderungsvorschläge, bevor ich zu guter letzt meine Mappen mit den farbigen Papieren hervorkramen konnte, um mit der eigentlichen Arbeit anzufangen.
Am Ende arbeitete ich doch nicht im Stil der indischen Miniaturmalerei, sondern in dem Collage-Stil, den ich bereits in meinen vorherigen Büchern entwickelt hatte. Mir war allerdings wichtig, dass sich Torbögen im Mogul-Stil wie ein roter Faden durch das ganze Buch zogen, ganz so wie in der indischen Miniaturmalerei und auch der typischen Altstadt-Architektur von Lahore. Es ist ein Designelement, das selbst schon auf der Titelseite des Buches und der Seite mit der Widmung beginnt. Um noch eine weitere Verbindung mit traditioneller Miniaturmalerei anzudeuten, habe ich auf einer Seite eine Vielzahl von drachensteigenden Kindern auf einem handgeschöpften, naturfarbenen Papier gezeichnet, das von seiner Konsistenz her dem Waschi- Papier, das in der indischen Miniaturmalerei verwendet wird, sehr ähnlich ist.
Natürlich ging ich nach Besichtigung der Ausstellung gleich zu "New York Central", dem Künstlerbedarfsladen in Manhattan, das über 3000 verschiedene Papiersorten führt und fragte nach Waschi-Papier. Aber so viele Künstler hatten nach der Ausstellung im MET Feuer gefangen, das es ausverkauft war. Der Verkäufer war von der Ausstellung im MET bestens informiert und erzählte mir, vor der Ausstellung habe niemand je nach dem Papier gefragt.
Das heutige Stadtbild von Lahore ist ziemlich beige, aber da die Geschichte in unserem Buch während einem lebensfrohen Fest stattfindet, wollte ich, dass jede einzelnen Seite des Buches ein farbiges Freudenfest wird- nicht nur die Seite, die den Höhepunkt darstellt, auf der Malik von scheinbar tausenden von bunten Drachen umringt ist. Da kam mir eine Idee: Ich ging los und streifte durch all die indischen und pakistanischen Stoffgeschäfte um die East 39th Street in Manhattan herum. Dort kaufte ich mir ein ganzes Arsenal von intensiv farbigen Stoffresten mit den berauschendsten indischen und pakistanischen Mustern.
Jetzt begann es, mir wirklich Spaß zu machen. Meine Arbeitsflächen verwandelten sich in hügelige, bunte Landschaften von Papieren, Stoffen und Fotos von pakistanischen Straßenszenen, ausgeschnittenen Figuren von gezeichneten Kindern, Tintenfässern, Pinseln und Bleistiften... und meiner Teekanne; die ist immer dabei. Keine Wand, keine Oberfläche gab es mehr, die nicht von irgendetwas pakistanischem oder seidenem oder mit Goldfaden durchwirktem bedeckt war. Der Mittelpunkt von allem war immer meine weiße Illustrationspappe, auf der alles zusammenkam. Dort schob ich die winzigsten Papierteile ohne Ende umher, bis sie ihren perfekten Platz gefunden hatten. Ich finde es schade, dass nur die Illustrationen ansich veröffentlicht worden sind und nicht all das farbige Chaos um sie herum, aus dem sie entstanden sind!
Für mich steht oder fällt eine Illustration jedoch mit dem Gesichtsausdruck der Menschen, die ich zeichne. Es ist mir wichtig, dass sie physisch schön sind und menschliche Wärme ausstrahlen. Ansonsten bin ich mit dem ganzen Bild nicht zufrieden, ganz egal, wie berauschend die Farben sind, oder wie interessant die Bildkomposition ist. Die Gesichter können der schwierigste Teil einer Illustration sein und der, der am unmöglichsten zu kontrollieren geht. Sie scheinen einen eigenen Willen zu haben, ihre eigenen Charaktere, und es scheint von ihrem Wohlwollen abhängig zu sein, ob sie am Ende meiner Bleistiftspitze erscheinen wollen oder nicht. Manchmal fallen sie wie von selbst auf mein Blatt Papier und sehen wie lebendig aus, und an anderen Tagen kann ich dasselbe Gesicht hunderte von Malen durchpausen, und jedes Mal kommt eine andere Grimasse dabei heraus. Das ist die Illustratoren-Hölle!
Als ich an meinem Buch "Anh's Anger" gearbeitet habe, hatte ich sehr wenig Zeit.
Deshalb habe ich gleich damit angefangen, auf dem endgültigen Arbeitsuntergrund Papiere anzuheften, ohne vorher Bleistiftskizzen anzufertigen. Daher erhielt das Buch seinen spontanen, lebendigen Charakter.
Die Illustrationen in"King for a Day" sind detaillierter, weil sie auf genauen Bleistiftskizzen beruhen. Das Buch war sehr genau durchgeplant.
RK: Bist du an dem Prozess gewachsen?
CK: Das bin ich.
RK: Auf welche Weise?
CK: Am meisten bin ich darin gewachsen, wie ich mit der Lektorin und der Art Directorin kommuniziert habe. In meinen professionellen Kommunikationen bin ich nie zuvor so wahrhaftig gewesen, habe nie so offen darüber gesprochen, was in meinem Inneren während des künstlerischen Schaffensprozesses vor sich geht. Ich habe vom Herzen her gesprochen. Ich glaube, wenn ich das Vertrauen habe, dies zu tun, entstehen gute Dinge. All diese guten Schwingungen werden ein Bestandteil vom Buch, und du kannst es sprichwörtlich fühlen, wenn du es in den Händen hältst.
Ich lebe in New York, und seit 9/11 und Hurricane Sandy, (während dem ich an diesem Buch gearbeitet habe), hat sich meine Wahrnehmung vom Leben völlig geändert: Mir ist bewusst geworden, dass in jeder Minute alles vorbei sein kann, also musst du das, was in deinem Leben wichtig ist, JETZT tun. Sonst kann es zu spät sein. Jedes Buch kann mein letztes sein. Also muss es gut werden! Ich muss alles riskieren- verletzlich zu sein, zu mir zu stehen, für meine Ideen zu kämpfen. Und ich weiss, wenn ich auf meine Vision von dem, wie die Illustrationen werden sollen, bestehe, heißt das nicht, dass ich lediglich mein Ego gegen das Verlags-Team durchsetzen will - sondern dass ich volle Verantwortung für meine Illustrationen annehme. Es bedeutet, dieser wundersamen Vision von den Bildern, die ich "irgendwo da oben" sehe, die Möglichkeit zu geben, durch mich hindurch in unsere Wirklichkeit zu gelangen, damit sie hinaus strahlen können in die Welt als ein Geschenk an alle. Wenn ich nicht für meinen Vision einstehe, fühlt es sich so, als hätte ich umsonst gelebt. So intensiv ist das.
Als ich begann, Pakistan zu recherchieren, noch bevor ich die Miniaturmalerei der Moguln und die Schönheit der Altstadt von Lahore entdeckt hatte, habe ich sehr viele beunruhigende Dinge gefunden. Abgesehen von den Machos auf den Dächern bin ich auf viele Abbildungen von Gewalt gestoßen. Aber selbst damals wußte ich, dass Liebe, Lebensfreude und rein menschliches Gutsein einfach irgendwo sein müssen. Es geht überhaupt nicht anders. Ich musste es nur finden, darauf vertrauen, dass es irgendwo existiert, mich mit ihm verbinden, selbst wenn das bedeutet, dass das in meinem eigenen Herzen beginnt. Also habe ich versucht, einen heiligen Ort in mir selbst zu erschaffen, aus dem heraus ich arbeiten, menschliche Schönheit kreieren konnte. Und da war es: In meinen inneren Landschaften erschien ein Markt, der sich innerhalb von einem hohen Gebäude im Mogulenstil befand. Lichtstrahlen aus sehr hohen Fenstern fielen leise auf alles herab. Es war ein ganz alltäglicher Ort, keine Moschee, keine religiöse Stätte, und doch fühlte es sich wie geweiht, denn ich bemerkte, dass nur gute Menschen, oder nur die höheren seelischen Aspekte eines jeden Menschen dort Zutritt hatten. Alle bewegten sich mit Friedlichkeit und innerer Ruhe, wohlwollend, gelassen. Dort gab es junge und alte Menschen, Frauen, Männer, Kinder, Esel, Tauben, Getreidesäcke, Stroh. Es gab wunderbare und doch alltägliche Gerüche, von Holzfeuer, Rosenwasser, Dung. All das wurde zu der ersten Illustration im Buch.
Im Manuskript war keine Marktscene erwähnt, aber es fühlte sich so natürlich an, sie mit einzubeziehen. Als ich halb damit fertig war, fürchtete ich plötzlich, dass die Lektorin verlangen würde, sie heraus zu nehmen, aber dergleichen wurde nie erwähnt.
Als ich an meinem Buch "Anh's Anger" gearbeitet habe, hatte ich sehr wenig Zeit.
Deshalb habe ich gleich damit angefangen, auf dem endgültigen Arbeitsuntergrund Papiere anzuheften, ohne vorher Bleistiftskizzen anzufertigen. Daher erhielt das Buch seinen spontanen, lebendigen Charakter.
Die Illustrationen in"King for a Day" sind detaillierter, weil sie auf genauen Bleistiftskizzen beruhen. Das Buch war sehr genau durchgeplant.
RK: Bist du an dem Prozess gewachsen?
CK: Das bin ich.
RK: Auf welche Weise?
CK: Am meisten bin ich darin gewachsen, wie ich mit der Lektorin und der Art Directorin kommuniziert habe. In meinen professionellen Kommunikationen bin ich nie zuvor so wahrhaftig gewesen, habe nie so offen darüber gesprochen, was in meinem Inneren während des künstlerischen Schaffensprozesses vor sich geht. Ich habe vom Herzen her gesprochen. Ich glaube, wenn ich das Vertrauen habe, dies zu tun, entstehen gute Dinge. All diese guten Schwingungen werden ein Bestandteil vom Buch, und du kannst es sprichwörtlich fühlen, wenn du es in den Händen hältst.
Ich lebe in New York, und seit 9/11 und Hurricane Sandy, (während dem ich an diesem Buch gearbeitet habe), hat sich meine Wahrnehmung vom Leben völlig geändert: Mir ist bewusst geworden, dass in jeder Minute alles vorbei sein kann, also musst du das, was in deinem Leben wichtig ist, JETZT tun. Sonst kann es zu spät sein. Jedes Buch kann mein letztes sein. Also muss es gut werden! Ich muss alles riskieren- verletzlich zu sein, zu mir zu stehen, für meine Ideen zu kämpfen. Und ich weiss, wenn ich auf meine Vision von dem, wie die Illustrationen werden sollen, bestehe, heißt das nicht, dass ich lediglich mein Ego gegen das Verlags-Team durchsetzen will - sondern dass ich volle Verantwortung für meine Illustrationen annehme. Es bedeutet, dieser wundersamen Vision von den Bildern, die ich "irgendwo da oben" sehe, die Möglichkeit zu geben, durch mich hindurch in unsere Wirklichkeit zu gelangen, damit sie hinaus strahlen können in die Welt als ein Geschenk an alle. Wenn ich nicht für meinen Vision einstehe, fühlt es sich so, als hätte ich umsonst gelebt. So intensiv ist das.
Als ich begann, Pakistan zu recherchieren, noch bevor ich die Miniaturmalerei der Moguln und die Schönheit der Altstadt von Lahore entdeckt hatte, habe ich sehr viele beunruhigende Dinge gefunden. Abgesehen von den Machos auf den Dächern bin ich auf viele Abbildungen von Gewalt gestoßen. Aber selbst damals wußte ich, dass Liebe, Lebensfreude und rein menschliches Gutsein einfach irgendwo sein müssen. Es geht überhaupt nicht anders. Ich musste es nur finden, darauf vertrauen, dass es irgendwo existiert, mich mit ihm verbinden, selbst wenn das bedeutet, dass das in meinem eigenen Herzen beginnt. Also habe ich versucht, einen heiligen Ort in mir selbst zu erschaffen, aus dem heraus ich arbeiten, menschliche Schönheit kreieren konnte. Und da war es: In meinen inneren Landschaften erschien ein Markt, der sich innerhalb von einem hohen Gebäude im Mogulenstil befand. Lichtstrahlen aus sehr hohen Fenstern fielen leise auf alles herab. Es war ein ganz alltäglicher Ort, keine Moschee, keine religiöse Stätte, und doch fühlte es sich wie geweiht, denn ich bemerkte, dass nur gute Menschen, oder nur die höheren seelischen Aspekte eines jeden Menschen dort Zutritt hatten. Alle bewegten sich mit Friedlichkeit und innerer Ruhe, wohlwollend, gelassen. Dort gab es junge und alte Menschen, Frauen, Männer, Kinder, Esel, Tauben, Getreidesäcke, Stroh. Es gab wunderbare und doch alltägliche Gerüche, von Holzfeuer, Rosenwasser, Dung. All das wurde zu der ersten Illustration im Buch.
Im Manuskript war keine Marktscene erwähnt, aber es fühlte sich so natürlich an, sie mit einzubeziehen. Als ich halb damit fertig war, fürchtete ich plötzlich, dass die Lektorin verlangen würde, sie heraus zu nehmen, aber dergleichen wurde nie erwähnt.
In einer vorherigen Version der Anmerkungen am Ende des Buches hast du nicht nur die Festlichkeiten und Festessen zu Basant beschrieben, sondern auch, dass du selbst zu Basant auf einem Dach gestanden und Apfelsinen gegessen hast, währendem dir die Idee für die Geschichte in den Sinn gekommen sind. Ich habe dann auch heraus gefunden, dass zur Basant-Zeit die ersten Apfelsinen reif sind. Also habe ich in den Bildern viele Apfelsinen gezeichnet, und ich habe mir vorgestellt, wie ganz Lahore in einen subtilen Duft von Apfelsinenblüten eingehüllt sein mag.
Deshalb ist auch auf der zweiten Seite ein Apfelsinenhändler.
RK: Oh, das ist ja zum Schieflachen! Kein Wunder, dass es überall auf den Bildern etwas Oranges gibt! Und ich liebe die erste Bild mit dem Markt! Du beginnst auf ebener Erde, und dann geht es nach oben, auf's Dach! Es geht aufwärts!
RK: Wie viele Bücher hast du illustriert?
CK: Das ist mein sechstes Buch.
RK: Kannst du mir die anderen nennen?
CK: Mein allererstes Buch hieß "Die Kinder vom Baumhaus" und ist 1994 bei Simon & Schuster herausgekommen.
Danach kam "Das Blumenmädchen", für den Verlag Harper Collins.
Das dritte war für eine japanische religiöse Organisation, Tenri und wurde vom Kulturinstitute Tenri herausgegeben. Der Titel ist "Gottes Segnungen".
RK: Und, bist du nach Japan fahren?
CK: Drei Mal! Das dritte Mal war es auf Einladung von Tenri hin, als Danksagung für die Illustrationen, die ich für ihr Buch angefertigt habe.
Das vierte Buch war dann "Anh's Wutanfall", das von Plum Blossom Press herausgegeben worden ist, dem Kinderbuch-Verlag von Parallax Press. Das ist der Verlag, der die Bücher des vietnamesischen Zenmeisters Thich Nhat Hanh herausgibt. "Anh's Wutanfall" entspricht seinen Lehren.
Das fünfte Buch war "Schritte und Steine", in welchem der Junge Anh seinen Freund Ärger mit auf eine Gehmeditation nimmt.
Deshalb ist auch auf der zweiten Seite ein Apfelsinenhändler.
RK: Oh, das ist ja zum Schieflachen! Kein Wunder, dass es überall auf den Bildern etwas Oranges gibt! Und ich liebe die erste Bild mit dem Markt! Du beginnst auf ebener Erde, und dann geht es nach oben, auf's Dach! Es geht aufwärts!
RK: Wie viele Bücher hast du illustriert?
CK: Das ist mein sechstes Buch.
RK: Kannst du mir die anderen nennen?
CK: Mein allererstes Buch hieß "Die Kinder vom Baumhaus" und ist 1994 bei Simon & Schuster herausgekommen.
Danach kam "Das Blumenmädchen", für den Verlag Harper Collins.
Das dritte war für eine japanische religiöse Organisation, Tenri und wurde vom Kulturinstitute Tenri herausgegeben. Der Titel ist "Gottes Segnungen".
RK: Und, bist du nach Japan fahren?
CK: Drei Mal! Das dritte Mal war es auf Einladung von Tenri hin, als Danksagung für die Illustrationen, die ich für ihr Buch angefertigt habe.
Das vierte Buch war dann "Anh's Wutanfall", das von Plum Blossom Press herausgegeben worden ist, dem Kinderbuch-Verlag von Parallax Press. Das ist der Verlag, der die Bücher des vietnamesischen Zenmeisters Thich Nhat Hanh herausgibt. "Anh's Wutanfall" entspricht seinen Lehren.
Das fünfte Buch war "Schritte und Steine", in welchem der Junge Anh seinen Freund Ärger mit auf eine Gehmeditation nimmt.
Und jetzt gibt es unseren "König für einen Tag". Das war eine Arbeit von zwei Jahren.
RK: Und ich finde, du hast großartige Arbeit geleistet für das Buch!
Schön, dass ich dich kennengelernt und mehr über deinen kreativen Prozess herausgefunden habe!
CK: Und danke dir, Rukhsana, dafür, dass du so eine fantastische Geschichte geschrieben hast! Ihr ist zu verdanken, dass meine Sicht auf die Welt weiter geworden ist. Ganz davon abgesehen... ohne deine Geschichte hätte ich nie etwas von den Apfelsinen in Lahore gewusst!
RK: Und ich finde, du hast großartige Arbeit geleistet für das Buch!
Schön, dass ich dich kennengelernt und mehr über deinen kreativen Prozess herausgefunden habe!
CK: Und danke dir, Rukhsana, dafür, dass du so eine fantastische Geschichte geschrieben hast! Ihr ist zu verdanken, dass meine Sicht auf die Welt weiter geworden ist. Ganz davon abgesehen... ohne deine Geschichte hätte ich nie etwas von den Apfelsinen in Lahore gewusst!
© Copyright 2015 Christiane Krömer. Alle Rechte vorbehalten.